Kolumne

Frau­en­kir­che Münchenbuchsee

In der Juni-​Kolumne erzählt Domi­ni­que Gue­nin von der Frauenkirche.

Wussten Sie, dass Münchenbuchsee eine Frauenkirche hat? – Ich bis vor kurzem nicht. Bei Vorbereitungstreffen zum Anlass zu den Kirchenfenstern von Franz Gehri entnahmen wir das den Kirchgemeinderatsprotokollen von 1931, alle in fein spitzer Handschrift säuberlich in grossen Protokollbüchern aufgeschrieben. Köstlich, was da alles steht, nicht nur zu den Fenstern. Auch Rechnungen sind keineswegs trockene Materie, wenn man sich die menschlichen Geschichten drumherum anhört, vorstellt…

An mancher Kostbarkeit geht man (gefühlt, nicht gezählt!) hunderte Male vorbei, ohne sie zu achten. Münchenbuchsee ist mit Recht stolz auf die Kirchenfenster aus der Ritterzeit. An den Fenstern von Franz Gehri „in der Frauenkirche“ darf Mensch (nicht nur man) auch Freude haben! Warum Frauenkirche? – Weil da im Schiff nach der Reformation die Frauen sassen. Und im Chor (alles ab Bogen!) „die Häupter der Gemeinde“. Der Pfarrer predigte in der Mitte ab der Kanzel im Chorbogen, ein Schnitz vom Bogen war ausgeschnitten, damit er die Frauen auch sah, respektive sie ihn. Das Schiff war viel weniger hoch als der Chor. Es wurde in der Höhe angeglichen. Und die „Frauenkirche“ sollten nun auch „passende“ Farbfenster haben.

Interessant ist, den Zeugnissen nachzuspüren, wie das wurde. Lebendig wird der Zugang nicht nur über die alten Ratsprotokolle, sondern auch über Menschen, die den Künstler noch erlebt haben, die Enkelin erinnert sich, Familie Gehri ist da. Die Fenster selbst erzählen auch einiges, das man bei blossem Vorbeigehen gar nicht wahrnimmt.

Und dass von der Planung bis zur fertigen Ausführung viel geschieht, merkt man, wenn man die Fenster genauer betrachtet und weiss, was damals der Pfarrer empfohlen-, und merkt, wie der Künstler viel mehr daraus gemacht hat! Gespannt sein darf man auch auf die Musik, die Chrigu Gerber extra dazu vorbereitet.

So gefällt mir das schon sehr, sehr gut, wenn Kostbarkeiten, an denen man achtlos vorbeigegangen ist, lebendig werden durch Begegnungen mit Menschen, durch Wahrnehmung der Zeit. Ich darf das alles mit Ihnen teilen (siehe Anzeige im Veranstaltungs-Teil). Nochmals eine Erhöhung der Freude!

Dominique Guenin