Liebe Leserinnen und Leser – wie geht es Ihnen?
Was antworten Sie, wenn sie das gefragt werden? Sagen Sie «gut», «danke, es geht», «es muss» oder sagen sie: «danke, ich bin zufrieden».
Als ich jünger war, wusste ich nicht, welche Kraft in diesem kleinen Satz: «Ich bin zufrieden» steckt. Mir schien es wichtiger, nach dem Glück Ausschau zu halten. Das Glücksgefühl lässt einen fliegen, abheben und beschwingt sein. Es ist ein luftiges und damit auch leicht vergängliches Gefühl.
«Ich bin zufrieden» hat Tiefe. Spricht vom Wohlgefühl an dem Ort auf der Erde, an dem man im Moment steht. Zufriedenheit schenkt innere Ruhe. Ruhe, in der man die kleinen Dinge um sich herum und in sich drin wahrnehmen kann. Vielleicht beschenkt Sie gerade eine Blume mit ihrem Duft? Vielleicht hat ihnen jemand gesagt, wie schön es ist, dass es Sie gibt? Vielleicht haben sie sich gerade selbst wirklich gern?
Im Wort Zufriedenheit steckt das Wort Frieden. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich in den letzten Jahren fast vergessen, wie wichtig es ist, in Frieden zu leben. Frieden macht ein vertrauensvolles Miteinander möglich. Frieden ist der Boden, der Liebe und Glück wachsen lässt.
Mit dem Krieg in der Ukraine ist mir die Bedeutung des Friedens wieder zu Bewusstsein gekommen. Die Situation in Israel/Palästina hat dieses Bewusstsein noch einmal verstärkt. Meine Gebete und Wünsche haben sich neu ausgerichtet, seit in unserem Alltag täglich über militärische Kampfhandlungen, Waffenlieferungen oder Kriegstote berichtet wird.
Ich wünsche mir sehr, dass wir Menschen, dass die Politik sich weltweit wieder mehr auf das Zufriedensein ausrichten. Dass an die Stelle der grossen Worte von Macht, Wohlstand und Erfolg die einfachen Dinge des täglichen Lebens in den Blick kommen.
Wir brauchen ein bezahlbares Dach über dem Kopf, genug zu essen, einen respektvollen Umgang miteinander und mit der Natur und Platz, an dem wir miteinander träumen können.
Hier in Münchenbuchsee und an vielen Orten in der Schweiz haben wir die Möglichkeit uns sonntags im Gottesdienst zum Träumen, zum Sehnen, zum Hoffen zu treffen. Es ist wunderbar, dass wir diese Räume haben. Mit Musik, Gesang, Gedanken und Gemeinschaft beschenkt zu werden, macht mich zufrieden.
«Wie geht es Ihnen damit? Was macht Sie zufrieden?» Ich würde mich freuen, wenn wir uns nach dem Gottesdienst vom 14. Juli beim Kirchenkaffee darüber austauschen können. Der «Schwedeneisbecher» den die Kirchenkaffeefrauen für uns parat machen, wird sicher nicht nur mich zufrieden und glücklich machen.
Bis bald - Ihre Pfarrerin Claudia Buhlmann